Vergleich und Bewertung forstlicher Zertifizierungssysteme (FZ4CoC)

Forschung und Entwicklung für die gesamte Wertschöpfungskette in der Holzlogistik und Biomassenutzung

Intakte Wälder sind wertvolle CO2-Speicher. Sie helfen, die Folgen des Klimawandels abzumildern. Umso wichtiger ist es, sie möglichst nachhaltig zu bewirtschaften. Doch immer mehr Unternehmen und Waldbesitzer verlieren im »Dschungel« der Zertifikate den Überblick. In einem Projekt in Sachsen-Anhalt sollen nun erstmalig forstliche Zertifizierungssysteme verglichen und bewertet werden.

Gütesiegel und Zertifikate für Holzprodukte sind ein wichtiges Hilfsmittel für Unternehmen und Verbraucher. Sie garantieren sichere und nachhaltige Produkte und spielen damit eine wichtige Rolle beim internationalen Umweltschutz. Die Siegel beruhen nicht auf konkreten gesetzlichen Vorgaben, sondern sind durch gesellschaftliches Engagement und Eigeninitiative der Holzwirtschaft entstanden. Um ein solches Gütesiegel zu bekommen, muss das Holz dennoch eine strenge Zertifizierung durchlaufen. Die Kriterien sind vielfältig. Es wird nicht nur bewertet, wie sozial und ökologisch nachhaltig der Wald bewirtschaftet wurde, aus dem das Holz stammt. Die Systeme erfassen auch die (Zwischen-)Produkte vom Forstbetrieb über alle Verarbeitungsstufen bis zum Endverbraucher. Diese Kontrollkette – die »Chain of Custody« – soll garantieren, dass während der gesamten Produktion Nachhaltigkeitsstandards eingehalten wurden.

© Fraunhofer IFF, Viktoria Kühne

Heute existieren verschiedene Zertifizierungssysteme mit unterschiedlichen Qualitätsstandards (z.B. PEFC, FSC, Naturland, RAL, KFP usw.). Sie stehen nebeneinander und häufig auch in Konkurrenz zueinander und erschweren nicht nur dem Endkunden die Übersicht. Auch Waldeigentümer, Forstbetriebe und Unternehmen sind verunsichert, mit welchem Partner sie zusammenarbeiten können, um das wichtige Nachhaltigkeitsgütesiegel zu erhalten. Denn vermehrt kommt es zu Problemen bei der Anerkennung von Zertifikaten. Auch wegen der damit einhergehenden Kosten entscheiden sich viele Unternehmen gegen eine Zertifizierung. Infolgedessen ist der flächenmäßige Anteil zertifizierten Waldes heute teilweise rückläufig. Während im Jahr 2010 beispielsweise noch etwa sieben Prozent der Waldfläche in Deutschland nach dem internationalen FSC-Gütesiegel (Forest Stewardship Council) zertifiziert waren, sind es 2013 nur noch rund 5,2 Prozent.

Zertifizierung der Chain of Custody Forst-Holz in Sachsen-Anhalt als Beitrag zur Verbesserung des Klimaschutzes, zur Schonung der natürlichen Ressourcen und zur CO2-Bindung

Bislang gibt es für die Unternehmen der Forstwirtschaft keine Hilfsmittel oder (Handlungs-)Empfehlungen für die Orientierung innerhalb des konkurrierenden Zertifizierungsangebots. Ein Projekt des Fraunhofer IFF Magdeburg soll nun dabei helfen, dieses Problem zu überwinden. Das vom Land Sachsen-Anhalt geförderte Projekt für den »Vergleich forstlicher Zertifizierungssysteme (FZ4CoC)« erarbeitet Empfehlungen, mit deren Hilfe forstwirtschaftliche Zertifizierungssysteme leichter verglichen und bewertet werden können. Dafür klassifizieren die Forscher die derzeitigen Zertifikate, ermitteln Bewertungskriterien auf Basis vorhandener Datengrundlagen und vergleichen das Aufwand-Nutzen-Verhältnis für unterschiedliche Zertifizierungskunden wie Waldbesitzer, Forstbetriebe, Dienstleistungsunternehmen und Holzverarbeiter. Die im Ergebnis abgeleiteten Handlungsempfehlungen sollen den unterschiedlichen Akteuren die Entscheidung für das geeignete Zertifizierungssystem erleichtern. Die Forscher hoffen, die Zertifizierung der regionalen Wälder mit Nachhaltigkeitsgütesiegeln und damit auch die nachhaltige Forstwirtschaft zu unterstützen und voranzutreiben. Das zwölfmonatige Vorhaben endet im April 2015 und wird durch eine Vielzahl an Partnern in Sachsen-Anhalt, wie den Landesforstbetrieb, das Landeszentrum Wald, den Waldbesitzerverband und die Arbeitsgemeinschaft forstlicher Lohnunternehmer, die Holzindustrie sowie die regionalen PEFC- und FSC-Arbeitsgruppen unterstützt.